10 Fragen rund um das Thema Tragen
„Tragen ist für mich ein absolutes Herzensthema. Ich liebe es, Eltern durch das Tragen den Alltag noch einfacher zu gestalten.“ sagt Frauke Ludwig, die Inhaberin der Trageschule Hamburg. Frauke begleitet unseren zweiten Teil des Trage-Specials.
Hier geht es zu ihren persönlichen Hinweisen für euch:
Kinderwagen oder Babytrage?
Babys würden sich vermutlich immer für das Tragen entscheiden, denn dazu sind wir Menschen gedacht und gemacht. All unsere Instinkte, Reflexe, anatomischen Gegebenheiten zeigen deutlich, dass wir auf dem Arm besser aufgehoben sind. Aber wir leben auch nicht mehr in einer Sippe, in der jeder mal hilft und das Baby trägt, sondern müssen unseren Alltag meist allein bewältigen. Da kann ein Kinderwagen auch mal eine Erleichterung sein.
Ab wann kann ich das Baby tragen?
Direkt vom ersten Tag an, auch wenn wir immer gerne empfehlen, sich im Wochenbett so viel Ruhe wie möglich zu gönnen und gar nicht so viel zu laufen. Diese magische erste Zeit kommt nie wieder mit diesem frischen kleinen Baby. Generell gibt es hier aber keine Bedenken.
Kann ich mein Baby/Kind auch mit dem Gesicht nach vorne tragen?
Wir als Trageschule raten eher davon ab, auch wenn bei den neueren Tragehilfen physiologisch erstmal nicht viel dagegenspricht. Unsere Bedenken sind die, dass die Kinder zu vielen Reizen ausgesetzt werden. Unruhige Abende oder Nächte mit viel Weinen sind da gerne mal das Ergebnis.
Dass die Kinder irgendwann mehr sehen möchten, die Eltern das bemerken und sie dann in der Trage herumdrehen, verstehen wir absolut. Allerdings geben wir hier den Tipp, die Kinder eher auf der Hüfte oder auf dem Rücken zu tragen. Auch wenn man sich das im ersten Moment nicht vorstellen kann, das ist gar kein Hexenwerk und man hat plötzlich das Gefühl von mehr Freiheit im Alltag. Eine Trageberaterin oder Trageberater zeigt einem das gerne.
Wie lange am Stück darf ich mein Baby tragen?
Hier gibt es keinerlei Vorgaben. So lange Baby und Träger möchten. Wir merken selbst bei ganz kleinen Babys sehr schnell, wenn sie keine Lust mehr haben, im Tuch oder der Trage zu sein. Und auch wir dürfen durchaus mal das Baby rausnehmen, wenn es uns zu warm oder gerade mal kurz zu eng ist. Wir sollten nur wissen, dass getragene Babys Studien zufolge wirklich zufriedener sind, bis zu 50 % weniger weinen und sogar nachts in der Regel ruhiger schlafen. Daher lohnt es sich, die Babys oft und viel zu tragen, so lange wir und das Baby es mögen.
Es gibt viele unterschiedliche Tragesysteme.
Wie finde ich heraus, welche Trage am besten zu mir passt?
Tragesysteme sind ein wenig so wie Jeans – man sollte sie anprobieren und testen, ob man sich damit wohfühlt. Daher empfehlen wir immer, sich eine Trageberatung zu gönnen und aus verschiedenen Modellen und Herstellern auswählen zu können. Im besten Falle, wenn das Baby schon da ist. Denn auch das Baby „entscheidet“ mit. Man merkt, was sich gut anfühlt.
Was zeichnet eine gute Tragehilfe oder ein Tragetuch aus?
Auch hier verhält es sich so wie beim Kauf einer Jeans. Mein Lieblingsschnitt oder meine liebste Marke ist nicht unbedingt die richtige für meine beste Freundin. Der Markt ist mittlerweile so groß, dass zum Glück jeder seine findet, wenn man zwei oder drei Modelle testet. Zudem ist es so, dass man eigentlich alle guten Tragehilfen oder Tragetücher sehr bequem aber auch sehr unbequem einstellen kann. Manchmal entscheiden 2 Zentimeter über Rücke-, Nacken- oder Kopfschmerzen.
Am liebsten würde ich bei 80 % der Trageeltern, die ich im täglichen Leben sehe, kurz etwas einstellen, damit sie es direkt wesentlich bequemer haben. ?
Wie trage ich mein Baby richtig?
Wir legen den Fokus tatsächlich eher auf die Eltern. Denn wenn diese es bequem haben, tragen sie öfter und lieber. Für die Babys gibt es wenig Dinge, auf die wir achten müssen. Dazu zählen, wenn wir wirklich pingelig sind, dass die Beinchen in der sogenannten Anhock-Spreiz-Haltung sind. Also die Knie des Babys etwas höher als der Po und ca. 90 ° gespreizt, dass sie nicht im Spagat vor uns gepresst in der Trage sitzen, sondern eher gemütlich im Beutel vor uns hocken. Die Nase sollte – wie in allen Lebenslagen des Babys – frei sein und im besten Falle ist das Tragetuch oder die Tragehilfe so festgebunden, dass die Kinder nicht in sich zusammensacken.
Kann man auch Zwillinge tragen?
Ja, das kann man. Es gibt verschiedene Möglichkeiten mit unterschiedlichen Systemen und Herangehensweisen. Ein Baby vorne, eins auf dem Rücken. Beide jeweils auf der Hüfte – hier gibt es wirklich spannende Konstruktionen. Wir empfehlen in erster Linie, erstmal eins zu tragen. Das hilft schon ungemein. Wenn wir als Elternpaar jeder ein Baby tragen, dann ist das perfekt. Eines auf dem Rücken und vorne genug Platz, um das andere kurz zu versorgen, ist schon unglaublich erleichternd im Alltag mit Zwillingen.
Was ziehe ich meinem Baby in der Babytrage/Tragetuch an?
(Gibt es besondere Hinweise für den Sommer bzw. Winter?)
Generell zählt die Trage als eine Kleidungsschicht. Daher im Sommer ein Teil weniger und im Winter auch. Denn da gibt es eine „Faustregel“: Wenig Stoff zwischen uns aber viel um uns herum. Tragejacken, -cover oder Einsätze für die eigene Jacke sind ganz wunderbar für den Winter. Wir können mit unserer Bewegungswärme unser Baby mitversorgen und wenn wir in einen warmen Raum treten, einfach die Jacke ausziehen und unser Baby überhitzt ebenso wenig wie wir, als wenn es im Schneeanzug weiter im Kinderwagen liegt. Im Sommer empfehlen wir Sonnenschutz in Form von Babystulpen über den Beinchen mit UV-Schutz, Sonnenschirm, Sonnenhut mit Nackenkrempe und ansonsten nur den Body, wenn es richtig heiß ist.
Für den Sommer gilt zusätzlich: Schwitzen ist nichts schlimmes, sondern eher von der Natur als eingebaute Klimaanlage gedacht. Da Babys lange Zeit nur im Nacken schwitzen können, ist es sogar gut, wenn wir sie ein wenig mit kühlen. Wir kennen den Effekt vom duschen, wenn unsere Haut nass ist und plötzlich jemand die Tür öffnet. Genau dafür ist Schwitzen gedacht. Zum Kühlen.
Dein persönlicher Empfehlung für uns..
Gönnt euch eine gut ausgebildete, geprüfte Trageberaterin oder Trageberater, die mit ihrem Equipment zu euch nach Hause kommen und ihr nach Lust und Laune testen oder euch gezielt beraten lassen könnt. Viele Freunde und Verwandte fragen nach Wünschen für ein Geschenk zur Geburt – hier könnt ihr nichts falsch machen. ❤ Viel Tragen, keine Sorge vor dem Verwöhnen! ❤
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