Key Takeaways

  • Der Kaiserschnitt kann in Notfällen und bei komplikationsbehafteten Geburten lebensrettend sein.
  • Wahl zwischen medizinischer Notwendigkeit und geplantem Eingriff – eine fundierte Beratung ist essentiell.
  • Planbarkeit und Sicherheit sind zentrale Vorteile, die aber auch Risiken wie längere Erholungszeiten mit sich bringen.
  • Die steigenden Zahlen in Europa führen zu intensiven gesellschaftlichen und medizinischen Debatten.

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„Es wird ein Kaiserschnitt!“ – Diese Entscheidung hören immer häufiger werdende Eltern – und nicht wenige entscheiden sich bewusst dafür. Im Jahr 2023 kam in der Schweiz bereits jedes dritte Baby per Kaiserschnitt auf die Welt. Zwei Drittel der Frauen entbinden dagegen weiterhin auf natürlichem Weg. Doch nicht nur in der Schweiz, sondern auch in anderen europäischen Ländern nimmt die Anzahl der Kaiserschnittgeburten kontinuierlich zu.

Was bedeutet eigentlich “Kaiserschnitt”? Welche Gründe gibt es für diese Operation? Und wie läuft ein Kaiserschnitt ganz genau ab? Ist die Operation risikofrei oder gibt es erhebliche Nachteile? Wir beantworten heute all diese Fragen – einfach, verständlich und mit den aktuellsten Informationen aus Wissenschaft und Medizin. Los geht’s!

Kaiserschnitt – die wichtigsten Zahlen und Hintergründe auf einen Blick
Heutzutage ist der Kaiserschnitt – medizinisch “Sectio caesarea” genannt – zum Routineeingriff geworden. Doch das war nicht immer so. Früher wurde die Operation nur als absoluter Notfall durchgeführt, wenn es für Mutter oder Kind keine andere Möglichkeit gab. Mittlerweile hat sich das stark verändert. Immer mehr Kliniken führen Kaiserschnitte auch dann durch, wenn keine akute medizinische Dringlichkeit besteht.

In der Schweiz wurden im letzten Jahr rund 33 Prozent der Babys per Kaiserschnitt geboren. Damit gehört der Kaiserschnitt inzwischen zu den häufigsten Operationen überhaupt. Doch warum steigt diese Zahl stetig und in welchen Fällen ist eine Sectio wirklich notwendig?

Wann kommt ein Kaiserschnitt überhaupt infrage?
Ein Kaiserschnitt wird heute aus verschiedenen Gründen gewählt. Dabei unterscheidet man grob zwei Arten: den medizinisch notwendigen und den geplanten, sogenannten Wunschkaiserschnitt.

Die medizinisch notwendigen Gründe sind leicht nachvollziehbar: Manchmal ist das Leben von Mutter oder Kind durch Komplikationen während der Schwangerschaft oder Geburt gefährdet. In solchen Situationen kann der Kaiserschnitt lebensrettend sein. Auch bei einigen besonderen medizinischen Umständen wählen Ärzte oft diese Methode, etwa wenn das Baby in Beckenendlage liegt, bei Mehrlingsschwangerschaften oder bei schweren Infektionen der Mutter wie aktivem Genitalherpes oder HIV.

Doch nicht nur medizinische Notfälle führen zum Kaiserschnitt. Immer mehr Mütter entscheiden sich bewusst für die operative Geburt. Motive sind oft die Planbarkeit oder Ängste vor Schmerzen und Risiken der natürlichen Geburt. Manche Frauen haben auch bereits eine schwierige Geburt hinter sich, leiden an früheren Verletzungen oder sie möchten gleichzeitig mit der Operation eine Sterilisation durchführen lassen.

So läuft die Operation Schritt für Schritt ab
Ein Kaiserschnitt ist heute eine routinierte Operation und dauert normalerweise nicht länger als eine knappe Stunde. Doch wie läuft er genau ab? Wir nehmen euch Schritt für Schritt mit in den OP.

Zuerst erhält die werdende Mutter meist eine regionale Betäubung (Peridural- oder Spinalanästhesie), sodass sie während der Geburt wach sein und das Kind direkt danach in die Arme schließen kann.
Danach setzt der Arzt einen Schnitt von etwa 8 bis 12 cm Länge quer am Unterbauch. In der Fachsprache heißt dies Pfannenstiel-Schnitt. Dieser liegt knapp oberhalb des Schambeines und verheilt später meist relativ unauffällig.

Im nächsten Schritt trennt der Operateur behutsam Fettschicht und Muskulatur und schiebt die Blase vorsichtig zur Seite. Erst dann öffnet er die Gebärmutter. Falls die Fruchtblase noch nicht geplatzt ist, wird sie geöffnet, und das Baby behutsam herausgehoben.

Sobald das Baby da ist, wird vorsichtig die Nabelschnur durchtrennt, das Baby untersucht und dann sofort der Mama und dem Papa übergeben. Zum Schluss entfernt der Arzt noch die Plazenta und verschließt alle Gewebeschichten sorgfältig mit Nähten.

Vorteile eines Kaiserschnitts: Planbarkeit und Sicherheit bei Risiken
Wie alle medizinischen Eingriffe hat auch der Kaiserschnitt seine Vor- und Nachteile. Einer der wichtigsten Vorteile: Er kann ganz klar Leben retten. Bei schwierigen Geburten ist er oft die einzige Möglichkeit, Mutter und Kind sicher durch die Entbindung zu bringen.
Zudem bietet der geplante Kaiserschnitt die Möglichkeit einer exakten Planung. So kann sich die ganze Familie gut vorbereiten und beispielsweise die Betreuung älterer Geschwister besser organisieren.
Außerdem schützt ein Kaiserschnitt vor bestimmten Geburtsverletzungen, wie einem Damm- oder Scheidenriss. Ebenso kann der Eingriff bei infektiösen Krankheiten die sichere Variante sein, da die Übertragungsgefahr während der Geburt dadurch deutlich reduziert oder sogar vermieden wird.

Mögliche Nachteile und Risiken der Operation
Doch ein Kaiserschnitt ist nicht völlig risikolos: Zunächst müssen Frauen nach der Operation länger im Krankenhaus bleiben, und die Erholungszeit ist deutlich länger als nach einer spontanen Geburt. Schmerzen und eingeschränkte Beweglichkeit können einige Wochen anhalten.
Ebenso besteht das Risiko von Wundheilungsstörungen oder Problemen bei der Narbenbildung. Wie bei jeder Operation gibt es außerdem mögliche Komplikationen: Infektionen, Blutungen, Thrombosen oder unbeabsichtigte Verletzungen von Blase und Darm.

Gerade bei einer nachfolgenden Schwangerschaft nach einem Kaiserschnitt können Risiken wie eine Uterusruptur, also der Riss der Gebärmutter, auftreten. Studien zeigen, dass jede weitere Operation die Gefahr von Komplikationen deutlich erhöht.

Kaiserschnitt in der gesellschaftlichen Debatte: Lebensrettend oder zu oft angewandt?
Die wachsenden Zahlen führen heute zu intensiven Debatten. Die meisten Experten sind sich einig, dass Kaiserschnitte lebensrettend und unverzichtbar sind, wenn ernsthafte Komplikationen bestehen. Gleichzeitig werden die steigenden Zahlen – insbesondere bei Frauen ohne akute medizinische Notwendigkeit – kritisch betrachtet.

Gerade sogenannte Wunschkaiserschnitte, die allein aufgrund von Ängsten oder organisatorischen Gründen gewählt werden, sind umstritten. Ärzte weisen darauf hin, dass die Risiken möglicherweise unterschätzt werden und ein Kaiserschnitt langfristig deutlich mehr Nachteile bringen kann, als allgemein angenommen wird.
Auch die Empfehlungen der medizinischen Fachgesellschaften sind hier eindeutig: wenn möglich, sollte der erste Kaiserschnitt vermieden werden, da mit jeder weiteren Operation das Komplikationsrisiko steigt.

Natürliche Geburt oder Kaiserschnitt? – Eure persönliche Entscheidung zählt!
Ein Kaiserschnitt ist und bleibt ein wichtiges, oft lebensrettendes Hilfsmittel in der Geburtshilfe. Er bietet unbestrittene Vorteile bei konkreten Risiken für Mutter oder Baby, bringt aber auch klare Nachteile und Risiken mit sich. Die Entscheidung für oder gegen einen Kaiserschnitt sollte niemals leichtfertig getroffen werden.
Für werdende Eltern ist es essenziell, umfassend aufgeklärt und individuell beraten zu werden. Kommen für euch medizinische Gründe infrage? Erhöht sich euer persönliches Risiko durch eine Operation oder wird es dadurch minimiert?
Eine bewusste und gut überlegte Entscheidung – im offenen Gespräch mit euren Ärzten und Hebammen – bildet die beste Grundlage für die schönste Erfahrung eures Lebens: die Geburt eures Kindes, ganz gleich auf welchem Weg.

FAQ

Was sind die Hauptgründe für einen Kaiserschnitt?

Die Gründe reichen von medizinischen Notfällen bis hin zu geplanten Eingriffen aufgrund individueller Wünsche oder vorangegangener Geburtskomplikationen.

Wie verläuft ein Kaiserschnitt operativ?

Der Eingriff erfolgt schrittweise: von der regionalen Betäubung über den Schnitt und das behutsame Öffnen der Gebärmutter bis hin zur Geburt und abschließenden Versorgung von Mutter und Kind.

Welche Risiken und Nachteile sind mit einem Kaiserschnitt verbunden? 

Zu den Risiken gehören eine verlängerte Erholungszeit, mögliche Wundheilungsstörungen sowie Komplikationen wie Infektionen, Blutungen und Thrombosen.